Liebe Leserinnen und Leser,
auf dem
Stadthäger Festplatz landet an einem Vormittag vor den Augen zahlreicher Passanten ein
Rettungshubschrauber. Für Schaumburg keine alltägliche Situation. User schreiben uns bei Facebook an, sorgen sich, fragen, was los ist. Das ist ein völlig normales Verhalten: Geschieht etwas im öffentliche Raum, sind wir für die Menschen draußen
Ansprechpartner Nummer eins.
Auch den Einsatz in der
Obernstraße mit Rettungswagen, Polizei, Feuerwehr und schlussendlich Bestatter bekommen viele Passanten mit. Ein sensibler Fall, über den wir dennoch berichten, weil sich alles vor den Augen zahlreicher Menschen abgespielt hat.
Dabei sind wir uns der Tragweite der Berichterstattung bewusst. Im Fall der Verstorbenen standen wir in engem Austausch mit der Polizei, die den Angehörigen die Todesnachricht überbringen musste. Dass wir mit der weiteren Berichterstattung so lange gewartet haben, bis dies erfolgt war, ist für uns selbstverständlich. Erst danach sind wir - sehr zurückhaltend - mit den Hintergründen des Einsatzes an die Öffentlichkeit gegangen. Reduziert auf das Nötigste. Nichtsdestotrotz schlugen uns mitunter sehr kritische
Reaktionen entgegen. Vom Gaffen war die Rede, von unmoralischer Berichterstattung etc.
Es ist aber nun einmal Auftrag und Arbeit von Journalisten, Bürger zu informieren und die Realität abzubilden. Dazu gehören auch solche Vorkommnisse - so tragisch sie sein mögen. Und gerade hier geht es nicht zuletzt auch darum, mit einer fundierten Berichterstattung, die sich auf verlässliche und offizielle Quellen stützt, Gerüchte zu unterbinden und einen Vorfall wahrheitsgetreu darzustellen.
Als Leser können Sie gewiss sein, dass wir uns im
Team reiflich Gedanken darüber machen, ob und wie wir in diesen Fällen berichten. Auf das schnell verbreitete Foto von einem schweren Unfall verzichten wir in der Regel. Denn jeder von uns kann sich vorstellen, wie es sein muss, in einem sozialen Netzwerk ein Foto vom zerstörten Auto eines Familienmitgliedes zu sehen, ohne vom Unglück vorher erfahren zu haben. Gedanken wie diese fließen immer wieder in unsere Arbeit ein.
So auch bei dem schrecklichen Vorfall in
Hannover am Donnerstag.
Drei Jugendliche werfen sich vor eine S-Bahn - zwei sterben, eine 14-Jährige überlebt schwer verletzt. Schnell wird klar: Das Trio wollte sich gemeinschaftlich das Leben nehmen. Und erst am Freitagmorgen gab es wieder einen
Notarzteinsatz am Bahnhof in Lindhorst. Grundsätzlich berichten wir über Suizide nicht - zum Schutz der Betroffenen sowie ihrer Familien und, um Nachahm-Effekte zu verhindern. Ausnahme: Der Suizid erfährt durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Wie hier. Aber auch dabei ist es für uns oberstes Gebot, sensibel damit umzugehen. Das erfordert ständiges Abwägen.
All das galt auch für die
Amokfahrt von Trier. Medien sind sich ihrer Verantwortung in diesem Zusammenhang bewusster geworden. Denn besonders bei Amoktaten ist es oft genau das, was der Täter erreichen will: Aufmerksamkeit. Sein Name soll im Gedächtnis bleiben. Deshalb verschweigen viele Medien den Namen, verzichten auf Bilder. Eine gute Entscheidung, wie ich finde.